Was macht eigentlich …

28. Juli 2022

Kathrin Sonja Mannweiler, geb. Doose

  • an der GMS bis 2003
  • 2003 – 2010: Sportstudium an der Universität Köln
  • 2008: Heirat mit Daniel Mannweiler
  • 2015 – 2021: als Sportdiakonin tätig für SRS in Stellenbosch bei Kapstadt, Südafrika
  • 2016, 2018, 2020: Geburt der Kinder in Südafrika
  • Juni 2021: Umzug nach Deutschland
  • Januar 2022: Daniel übernimmt die Leitung von SRS e.V.

Wie trifft man Entscheidungen?

Ein Interview mit Kathrin Mannweiler

Was hast du nach dem Abitur gemacht?
Ich hatte nach dem Abitur die Zusage für ein Sport- und für ein Pädagogikstudium. Damit war ich herausgefordert: Wofür sollte ich mich entscheiden? Für ein sicheres Lehramtstudium, zu dem mich wenig hinzog, oder Sport? Dafür schlug mein Herz, nur, was macht man mit Sport? Wo sollte das hinführen? Ich habe mich für das Sportstudium entschieden und bin damit meinem Herzen gefolgt. Und ja, es war ein unsicherer Weg, aber ein Weg, den Gott begleitet hat. Er legt uns Träume nicht ohne Grund ins Herz.
Zum Ende meines Studiums habe ich doch noch angefangen, Theologie auf Lehramt zu studieren, um im Fall der Fälle abgesichert zu sein. Aber auf dieser Entscheidung lag kein Segen. Es war superanstrengend, zwei Hauptfächer zu studieren und auch innerlich zweigleisig zu fahren. Letztlich habe ich das wieder aufgegeben und mich dann voll und ganz auf Sport konzentriert. Trotzdem bin ich dankbar für diese Erfahrung, weil sie mir in zweifelnden Momenten helfen kann: Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin, nicht zuletzt auch dadurch, dass ich einen anderen Weg ausprobiert habe.

Du hast sechs Jahre in Südafrika gelebt. Wie kam es dazu?
Auf einer SRS-Konferenz bin ich der Einladung eines afrikanischen Pastors nach Südafrika gefolgt. Ich fand das Land einfach interessant. In den Sportcamps dort hatte ich schon mit Kindern gearbeitet und viele Winter in Südafrika verbracht, um dort zu trainieren.

Was war in Südafrika bei SRS Deine Aufgabe?
Wir haben Trainingslager für Sportler aus Europa organisiert und durchgeführt. Während der Trainingslager sind wir sonntags in den Gottesdienst in einem Armutsviertel gegangen und haben die Sportler dazu eingeladen. Das hätten sie an sich nie gemacht, aber in so einem Trainingslager ist man für eine Zeitlang eine Art Familie. So sind viele Sportler mitgekommen in den Gottesdienst, die das sonst, beispielsweise in Deutschland, nie gemacht hätten. Ich habe es als meine Berufung gesehen, Leute nach Südafrika einzuladen und mit ihnen einen fröhlichen Gottesdienst zu erleben.

Wie hast Du als Frau die Welt des Profisports erlebt?
Ich hätte mir nie vorstellen können, so ein Abenteuer zu erleben. Von der Persönlichkeit her bin ich eher ein Mensch mit vielen Ängsten, ich stehe nicht gerne im Vordergrund. Das macht es schwierig im Profisport, aber ich habe sehr viel Hilfe durch meine Mentorin von SRS erfahren.
Mir war klar, dass ich meine Zeit nutzen muss. Als Frau wollte ich den Sport vor den möglichen Kindern ausführen, da ich weiß, wie wichtig es ist, als Mutter genug Zeit für seine Kinder zu haben. Diese Zeit hätte ich als Profisportlerin nicht gehabt. Ohne zu wissen, dass Gott bei mir ist, hätte ich den Schritt in den Profisport niemals gemacht.

Was heißt es im Alltag, Profisportlerin zu sein?
Was mir als Erstes einfällt, ist Verzicht. Man verzichtet auf Beziehungen, auf Freundschaften. In einem Sommer beispielsweise habe ich fünf Hochzeiten von Freundinnen verpasst, weil ich zu wichtigen Trainings musste. Es gibt viel Verzicht und viele Verletzungen. Ich musste immer wieder bereit sein, körperlich an meine Grenzen zu gehen. Auch mental ist das nicht immer einfach. Und da hat mir mein Team und die Betreuung durch SRS sehr geholfen.

Was hast Du im Sport über Gott und über die Welt gelernt?
Im Sport erlebt man Sternstunden des Sieges und danach wird man vergessen. Das ist bei Gott anders; bei ihm gerät man nicht in Vergessenheit. Er liebt jeden Menschen, jeder ist für ihn wertvoll, ganz egal ob man Erfolge hat oder nicht.
Für mich ist Sport eine Charakterschule: Kann ich meinem Gegner, der mich vielleicht sogar betrogen hat, die Hand geben? Kann ich mich von Herzen über den Sieg eines anderen freuen? Ich habe erlebt, dass man unter Belastung das wahre Gesicht sieht – das des anderen, aber auch sein eigenes.

Was ist anders in Südafrika als hier bei uns in Deutschland?
Die Südafrikaner teilen sehr viel. Man lebt in einer Familie, in der allen alles gehört. Man teilt sich Wohnraum, das Auto …
Ich glaube, dass die Weltmeisterschaft die Südafrikaner zusammengebracht hat. Die Wunden der Apartheit sind dort noch überall zu sehen und zu spüren. Während der Weltmeisterschaft im Jahr 1995 haben die Südafrikaner sich als Einheit erlebt und das hat zur Heilung beigetragen. Ich glaube auch, dass Gott in diesem Land viele Wunder getan hat.

Was wünscht Du Dir für Deine Zukunft?
Meinen Kindern eine gute Mutter zu sein und meinen Mann zu unterstützen, seine Berufung zu leben. Mein Herz schlägt für Mütter im Leistungssport, und für Sportler, die Jesus noch nicht kennen.
Was ich erlebt habe: Es ist besser, gesegnet ins Ungewisse zu gehen, als zu bleiben und sein eigenes Ding zu machen. Gott legt einem Menschen seine Wünsche nicht ohne Grund ins Herz. Er lässt einen nicht fallen, wenn man im Gottvertrauen seine Schritte tut. Seine Pläne sind immer besser als unsere Pläne!

Interviewt von Lena Thiele

Sportliche Erfolge (Auswahl)

  • 2008: Europameisterin über die olympische Distanz Lissabon/POR AK
  • 2010: Sieg AK IRONMAN Südafrika (Platz 10 over all)
  • 2010: IRONMAN Weltmeisterschaft Hawaii, Platz 15
  • 2011: Platz 6 der Profis beim IRONMAN Switzerland in Zürich
  • 2011: Platz 4 der Profis beim IRONMAN Wales
  • 2011: Sieg Hauptklasse internationaler Dachser Duathlon
  • 2012: 2. Bundesliga SSF Bonn Team Artegic, Mannschaft: Platz 1
  • 2013: WELTMEISTERIN Triathlon ITU Langdistanz Belfort Frauen Team Elite
  • 2013: Dachser Duathlon Platz 2 (AK Platz 1)
  • 2014: Duathlon Europameister
  • 2014: IRONMAN 70.3 St. Croix Platz 1
  • 2014: IRONMAN WM HAWAII Platz 19 AK
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