Wir wissen, wo die Glocken hängen!

6. Februar 2017

Einige Kinder schauten etwas ängstlich, als sich die unscheinbare Tür im Vorraum der Kirche öffnete. Vor uns sahen wir die steile Wendeltreppe und den schmalen, Spinnweben verhangenen Aufstieg zum Glockenturm. Herr Ohland, der Küster der Dorfkirche in Steinhagen, führte uns hoch hinauf auf den Kirchturm. Die Hälfte des Aufstiegs hatten wir geschafft und bestaunten hier das große Kirchturmuhrwerk. Die gut geölten ineinandergreifenden Zahnräder tickten gleichmäßig und die schweren Uhrpendel sanken langsam nach unten. Nur noch einige Stufen mussten wir hinaufklettern und die drei Glocken der Kirche kamen in Sicht.
„Jede Glocke trägt einen Namen“, erklärte Herr Ohland und erlaubte den Kindern, die Glocken anzuschlagen. „Denken die Leute jetzt, die Uhr geht falsch?“, fragte ein Junge.
Plötzlich zuckten alle zusammen, denn es schlug gerade halb zehn. Ein ordentlicher, dunkler Klang erfüllte den Kirchturm, die Glocken hingen direkt neben uns!
Die Kirchturmbesteigung war der Höhepunkt unseres Unterrichtsganges.
Im Religionsunterricht beschäftigten wir uns seit einiger Zeit mit dem Thema „Gemeinde“. Ein spannendes und interessantes Thema in unserer Klasse, denn die Schüler kommen aus den unterschiedlichsten Gemeinden. Gemeinsam wollten wir die verschiedenen Gemeinden kennenlernen.
Die Schüler hatten die Aufgabe, Fotos ihrer Kirche, ggf. ihren Taufspruch und Gemeindebriefe ihrer Heimatgemeinde mitzubringen und sie der Klasse vorzustellen. Themen wie Kinder- und Erwachsenentaufe kamen zur Sprache und die Schüler berichteten aus ihren Kindergruppen und dem Gemeindeleben. Fragen kamen auf, z. B. Was ist ein Taufstein oder was sind Presbyterbänke?
Zum Abschluss der Unterrichtsreihe besuchten wir die Steinhagener Dorfkirche, hier konnten wir einige Fragen ganz praktisch klären. Dazu hatte ich ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet, das den Schülern die Bedeutung eines Kirchraumes zugänglich machen sollte.
Im Kirchenvorraum stimmten wir uns mit Kerzen, einem gemeinsamen Lied und Bibelversen auf den Kirchenbesuch ein. Mit allen Sinnen wollten wir uns den Innenraum der Kirche erschließen: Gegenstände wurden mit verbundenen Augen ertastet, anschließend gingen die Kinder mit Hilfe von Fotos auf Entdeckungsreise. Erstaunlich viel gab es zu entdecken: Kunstwerke, Kirchenfenster, Gegenstände für den Gottesdienst, die Türangeln einer alten Eingangstür, den Schlussstein im Kirchengwölbe. Beim Singen konnten wir die herrliche Akustik der Kirche auf uns wirken lassen.
Ein Moment der Ruhe und Besinnung vor dem wunderbaren, alten Flügelaltar, der die Passionsgeschichte Jesu darstellt, bildete den Abschluss unseres Unterrichtsganges.
Als es die Kirche in Steinhagen noch nicht gab, wanderten die gläubigen Christen jeden Sonntag drei Stunden nach Dornberg und drei Stunden wieder zurück, um an einem Gottesdienst teilzunehmen – das konnten sich unsere Schüler kaum vorstellen.

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