2. Februar 2018
Wir haben uns die unangenehmeren Seiten von Martin Luther angeschaut: Sein Antisemitismus, sein Vorgehen gegen Andersdenkende, vor allem auch gegen andere Christen (Täufer) und sein Befürworten der Gewalt gegen die Bauern.
Ziel war nicht, Luther in einem möglichst schlechten Licht dastehen zu lassen, sondern wir wollten eine Gesamtbewertung von Luthers Leben. Deshalb stellten wir zunächst heraus, was er alles Positives bewirkt hat, danach haben wir uns ausführlich seine dunklen Seiten angeschaut und im dritten Teil des Projektes konnten wir dann den Versuch einer Bewertung angefangen.
Anhand Luthers Sprache kann man die Ambivalenz dieses Mannes sehr gut verdeutlichen: Einerseits hatte er die Fähigkeit, Dinge sehr klar und deutlich auf den Punkt zu bringen (was ihn zu seiner hervorragenden Bibelübersetzung befähigte), andererseits hat er diese Macht benutzt, um in schlimmer Weise gegen seine Gegner zu hetzen. Wenn man jetzt noch versteht, dass Luther ein „Alles oder Nichts“-Typ war (und dieser Eigenschaft verdankt Luther sein Durchsetzungsvermögen gegen die gesamte religiöse Macht der damaligen Zeit), dann öffnet sich ein Stück weit unser Verständnis, wie es dazu kommen konnte, dass dieser begabte Mensch gleichzeitig so viel Gutes aber eben auch Schlechtes bewirken konnte.
Die entscheidenden Fragen, mit der sich alle Kursteilnehmer am Ende auseinandersetzen mussten, waren: Woher weiß ich, dass ich nicht meine Fähigkeiten für das Schlechte einsetze bzw. über das Ziel hinausschieße in meinem Eifer? Wer garantiert mir, dass ich nicht auch ein ambivalenter Mensch wie Luther werde? Und wie gehe ich mit solchen Menschen um, die es heutzutage sicherlich auch noch (gerade auch im religiösen Bereich) gibt?
Helmut Richert