Fast von Anfang an dabei

16. Juli 2021

Ein Interview mit Sigrid Hegemann und Friederike Michaelis, die beide vor vielen Jahren als Lehrerinnen an der Grundschule Bielefeld angefangen haben und mittlerweile an der Grundschule Senne arbeiten.

Wie war euer Weg an die Georg-Müller-Schule?
Michaelis: Angefangen habe ich an einem Samstag im Februar 1992. Beim Schlittenfahren im Lipperland auf Linderhofe lernte ich die Kinder aus einer zweiten Klasse kennen, die ich für ein halbes Jahr vertretungsweise übernahm. Ich weiß noch, dass sich ein Junge das Schlüsselbein brach, Jahre später war ich auf seiner Hochzeit.
Hegemann: Meinen ersten Georg-Müller-Schultag habe ich im August 1992 im Gebäude an der Paulusstraße erlebt. Das war sehr aufregend und neu für mich. Die Schule war erst vor kurzem gegründet worden und ich hatte gerade mein Referendariat beendet. In dieser Situation fehlte eine Musiklehrerin und ich durfte, zunächst für sechs Stunden in der Woche, mit dem Musikunterricht starten.

Was war eure Motivation, an der GMS zu arbeiten?
Hegemann: Aus der Ferne konnte ich die ersten Schritte der Georg-Müller-Schule mitverfolgen. Mein Ziel war es, so bald wie möglich auch dort einzusteigen. Da ich aber noch zwei kleine Kinder zu Hause zu versorgen hatte, wollte ich noch etwas warten. Bereits vor der Gründung dieser Schule hatte ich mir für Bielefeld auch eine Bekenntnisschule gewünscht. Die Vorstellung, meinen Glauben ohne Einschränkungen mit anderen teilen zu können, hat mich damals sehr begeistert. An meiner Ausbildungsschule hatte ich gerade erlebt, wie es war, nicht ohne Weiteres über meine Überzeugungen sprechen zu können. Auch der Gedanke, Kinder eine Weile im Leben zu begleiten und sie ermutigen zu dürfen, hat mich sehr motiviert.
Michaelis: Mich bewegten vor allem missionarische Gründe: Es ist eine einmalige Gelegenheit, mit Kindern und Eltern über Gottes Liebe zu sprechen.

Hat sich die Schule seitdem verändert? Was ist geblieben?
Michaelis: Ja! Allein das Kollegium der Grundschule hat sich sehr verändert: von zwei Lehrerinnen und zwei Lehrern sind wir mittlerweile auf über 40 Lehrkräfte gewachsen und von anfangs ca. 50 Kinder auf fast 1000 Kinder (an den mittlerweile drei Grundschulen). Die GMS ist außerdem von einer Grundschule auf insgesamt drei Grundschulen, eine Gesamtschule und ein Gymnasium angewachsen.
Hegemann: Was auf jeden Fall geblieben ist, ist die Möglichkeit, mit den Kindern frei über den Glauben zu sprechen, gemeinsam zu beten und biblische Themen im Unterricht zu behandeln. Ich hoffe, das bleibt noch lange so.

Wie hat sich der Unterricht im Laufe dieser Zeit verändert?
Hegemann: Die Konzepte, Methoden und angestrebten Kompetenzen haben sich immer wieder verändert, aber manchmal erlebe ich, dass Methoden, die sich über Jahre hinweg bewährt haben, nicht immer schlecht sind. Merkwürdigerweise wiederholen sich viele Dinge im Laufe der Zeit.

Welche Ereignisse sind euch besonders in Erinnerung geblieben?
Michaelis: Ich habe mehrere Umzüge miterlebt: Unser erster GMS-Standort war im Stadtkern Bielefelds in der Nähe des Kesselbrinks, hinter der Pauluskirche. Das Gebäude war früher eine Fabrik und hatte einen kleinen Hinterhof, der unser Pausenhof war. Damals saßen die Kinder noch auf alten, gespendeten Küchenstühlen. Der Sportunterricht fand in kleinen Gymnastikhallen mit wenig Material statt. In den Wintermonaten gingen wir zu Fuß zur nahe gelegenen Delius-Eisbahn. Die Schlittschuhe für die Kinder kaufte ich auf Flohmärkten, ebenso Spiele und Kinderbücher für meine Klasse. Wir versuchten immer, aus dem Wenigen und Einfachen das Beste zu machen, wir lernten flexibel zu sein. Anfangs schrieben wir die Zeugnisse noch mit der Hand. Eigentlich sind mir viele Ereignisse hängen geblieben: das Schlittenfahren auf Linderhofe, die Schlittschuh-Einheit auf der Delius-Eisbahn mit unserer Referendarin, das Ehemaligentreffen, das Backen in der Adventszeit mit Ehemaligen bei mir Zuhause, die Klassenfahrt nach Wangerooge mit einem Flaschenpostfund, Schale mit frischem Obst (wöchentlich) von unserem damaligen Rektor, interessante Lehrerausflüge mit anschließendem Essen – oft auch bei Kollegen in Haus oder Garten…
Hegemann: Die Umzüge in die verschiedensten Schulgebäude haben sich mir besonders eingeprägt. Wir mussten wochenlang „improvisieren“, weil so vieles noch fehlte. Einmal ist in dem alten Gebäude an der Paulusstraße mitten im Unterricht ein Fenster aus dem Rahmen gefallen. In so mancher Situation war Flexibilität gefragt. Die Laderampe des ehemaligen Fabrikgebäudes an der Paulusstraße wurde zum Beispiel als Bühne genutzt und dort wurden nicht nur unsere Schulversammlungen abgehalten. Das war einfach genial, wenn auch nicht immer ungefährlich.

Gab es einen Ort an der Schule, den ihr besonders mochtet?
Hegemann: Das Lehrerzimmer mit der Kaffeemaschine und der Kopierraum sind die Räume, die ich immer noch am häufigsten aufsuche. Die Kaffeetasse in der Hand, das ist im Kollegium mein „Markenzeichen“.
Michaelis: Freitags nach Schulschluss saßen alle Mitarbeiter zusammen in unserem „Wohn-Lehrerzimmer“ und entspannten am Wohnzimmertisch auf einer Couch bzw. ausgedienten, gespendeten Sesseln. Sehr gemütlich.

Wer ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
Michaelis: Wini und Hildegard Weiler, Resul H. … Sie waren mutig, hilfsbereit und Visionäre.
Hegemann: Meine erste Klasse an der Paulusstraße ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Zu einigen ehemaligen Schülern und Eltern habe ich noch Kontakt.

Was sind für euch besondere Stärken der GMS?
Hegemann: Die gemeinsame Zeit, die wir als Kollegen im Austausch und im Gebet für unsere Anliegen verbringen können. Ich habe das immer mehr zu schätzen gelernt. Diese Stärke war mir nicht von an Anfang an bewusst. Außerdem ist die Mitarbeit der Eltern unserer Schüler wohl einer der wichtigsten Bausteine unserer Schule. Ohne ihre Hilfe wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind.
Michaelis: Ich schätze die Morgenandacht der Mitarbeiter, die Andacht mit den Kindern, den Elterngebetskreis, die Elternmitarbeit, die Hausbesuche…

Wie würdet ihr die GMS in drei Schlagworten beschreiben?
Michaelis: Glaubhaft, Mutig, Stark
Hegemann: Glaube macht Schule … übersetzt heißt das für mich: Unser Glaube, wenn auch vielleicht klein wie ein Senfkorn, aber an einen großen Gott gebunden, macht unsere Schule zu dem, was sie ist.

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