Es ist niedergeschrieben …

16. Juli 2021

Als die Georg-Müller-Grundschule 2016 ihr 25-Jähriges Jubiläum feierte, haben wir zum ersten Mal versucht, die Geschichte der GMS systematisch aufzuarbeiten. An Material hat es nicht gefehlt. Die schwierige Aufgabe bestand darin, diese Dokumente in die richtige Reihenfolge zu bringen und sie richtig zu gewichten. Aus vielen subjektiven Perspektiven sollte eine möglichst objektive Erzählung werden. Daraus ist ein wunderschönes Buch entstanden, das eine Geschichte der GMS erzählt. Sie bekommen es in den Sekretariaten unserer Schulen oder hier im Onlineshop.

Autorenportrait

Ende der 90er, kurz nach meinem siebten Geburtstag, steige ich mit meiner Mutter aus dem Auto. Wir sind in der Innenstadt von Bielefeld, irgendwo zwischen Pauluskirche und Georg-Müller-Grundschule auf der Suche nach der August-Schröder-Straße. Hier soll in einer Gemeinde das Aufnahmegespräch für meine Grundschule stattfinden, aber darauf kann ich mich nicht konzentrieren: Alles ist groß, in ein romantisches Halbdunkel getaucht und es riecht nach Keksen.

Wie ich später erfahren werde, liegt das an der Bielefelder Keksfabrik Stratmann & Meyer, aber das ist jetzt nebensächlich. Da ist auch schon so eine Hinterhoftreppe und wir befinden uns plötzlich in einem Keller. Ich soll im Sommer auf die GMS und hier soll das Aufnahmegespräch stattfinden? Ich wundere mich etwas; alles erscheint mir etwas provisorisch, fast abenteuerlich – aber die ganze Atmosphäre ist geprägt von gespannter, freudiger, fast ungläubiger Erwartung. Alle sind sehr freundlich zu mir, soviel Zugewandtheit bin ich von großen Menschen gar nicht gewohnt, besonders der Mann mit dem Weihnachtsmannbart ist sehr nett. Auch später als Erwachsene habe ich Wini Weiler sehr geschätzt. Das wars auch schon – fertig ist das wichtige Gespräch. Und irgendwie passt diese meine früheste Erinnerung an die GMS zur GMS: Die Schulgründung ging sehr schnell, verlief sympathisch unprofessionell, war von viel Glauben und Begeisterung getragen und das hat damals tatsächlich gereicht.

Ich habe schon als Kind gerne gelesen und die Bücherliebe hat mich zur Literaturwissenschaft gebracht. Seit Abschluss meines Studiums arbeite ich als Lektorin für verschiedene Verlage, aber die GMS bin ich nie so richtig losgeworden. So saß ich 2015 einmal bei Michael Pieper im Büro und er erwähnte, dass er alle möglichen Schulzeitungen, Zeitungsausschnitte, Fotos und wer weiß was alles aus der Vergangenheit der Schule gesammelt hätte. Ganze Waschkörbe voll wären es mittlerweile und dann fiel der folgenreiche Nebensatz: „Da müsste man doch mal eine Schulchronik draus machen!“ Sie ahnen es: Treuherzig habe ich Ja gesagt, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was die nächsten fünf Jahre an Arbeit auf mich zukommen sollte. Ich habe Unmengen an Materialien gesichtet, viele Menschen getroffen, war im Stadtarchiv, habe mir reihenweise WDR-Berichte angeschaut, Gesetze studiert, geschrieben, gestrichen, neu geschrieben, verändert und verworfen, wäre zwischendurch mehrere Male fast verzweifelt und jetzt – bin ich wieder am Anfang. Nein, nicht in dem Keller, aber in der gespannten, freudigen, fast ungläubigen Erwartung. Das Buchprojekt ist nun beendet, die Geschichte der Georg-Müller-Schule kann man jetzt lesen. Wie werden Sie, die Leserinnen und Leser, das Buch aufnehmen?

LT

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