28. April 2022
„Ich bin 13 Jahre alt. Ich habe braune Augen. Ich mag keine Oliven.“
„Ich mag Olivier-Salat. Ich mag keine Petzen.“
„Ich lebe… ich lebte in Ukraine. Aber dann brach der Krieg aus und jetzt leben wir… ja… hier.“
„Ein interessanter Fakt über mich? Ich arbeite seit ich 13 bin.“
„Ich mag Pizza. Ich mag keine Gewalt.“
„Und dann sagten uns unsere Verwandte, dass die Ukrainer selbst ihr Land bomben.“
„Und ich spiele gerne! Alle Spiele!“
Wir sitzen in einem Kreis und stellen uns vor. 34 ukrainische Kinder im Alter von sechs bis sechszehn Jahren haben an ihrem ersten Tag an der GMS Steckbriefe gestaltet, um sich gegenseitig kennenzulernen. Sie kommen aus verschiedenen Städten und Regionen der Ukraine und bringen jeder seine eigene Geschichte mit. Die einen voller Hoffnung, die anderen voller Traurigkeit und Verzweiflung. Was können wir als Schule machen? Wie soll das überhaupt gehen? Mit diesen Fragen trafen wir uns als kleines Team und brachten unsere Zweifel und Hoffnungen vor Gott im Gebet. Heute können wir sehen und bezeugen, dass Gott mächtig gewirkt und das Kleine, das wir in seine Hände legen konnten, gesegnet und vermehrt hat.
Seit Mitte März 2022 gibt es eine ukrainische Klasse an der GMS. Bereits zwei Wochen nach dem Start nahm die Grundschule im Lipper Hellweg die neun Grundschüler bei sich auf. Die Kleinen fühlen sich dort sehr wohl und erzählen begeistert von ihren neuen Freunden. Elisabeth Hildebrandt, die sie schon an der Gesamtschule erfolgreich betreut hat, begleitet sie weiter. Für ihren Einsatz und das Mitwirken der Grundschule sind wir von Herzen dankbar!
Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Kinder.
E. Jebb (1919)
Wie läuft es bei den älteren Schülerinnen und Schülern an der Gesamtschule? Auf einmal hört man viel mehr Russisch auf dem Pausenhof und sogar im Lehrerzimmer, doch die Ukrainer lernen auch fleißig Deutsch. Acht Stunden die Woche erteilen Frau Roussard und Frau Görzen Deutschunterricht. Deutschsprechen können die Kinder dann prima mit ihren deutschen Mitschülern üben: Jedem ukrainischen Kind wurden ein Pate oder eine Patin zugeordnet, mit denen sie den regulären Unterricht der deutschen Klassen ihres Jahrgangs besuchen können. Außerdem gibt es im Computerraum die Möglichkeit, eigenverantwortlich am Distanzunterricht der ukrainischen Schule teilzunehmen. Ein großer Segen war es für uns, zwei ukrainische Lehrerinnen – Olesia Panasovych und Anastasia Philippova – für Mathematik und Englisch zu finden, die sich bereit erklärt haben, die Kinder nach dem ukrainischen Programm in diesen zwei Fächern zu unterrichten. Die beiden werden von Oleksandra Matiash, einer Jugendarbeiterin, kräftig unterstützt. Sehr wertvoll für die Jugendlichen ist der Kunstunterricht mit Katharina Hildebrandt, in dem sie kreativ werden und ihre Erfahrungen künstlerisch verarbeiten können.
Es gibt so viele Gründe zu danken und wir danken herzlich: Allen Mitarbeiterinnen der Gesamtschule, des Gymnasiums und der Grundschule Bielefeld, die unterrichtet, übersetzt und sich an der Organisation dieser Arbeit beteiligt haben; allen Müttern, die im Unterricht mitgeholfen und übersetzt haben; allen Gastfamilien für ihre Unterstützung; allen Schülerinnen, die die ukrainischen Kinder als Paten begleiten und immer freundlich und hilfsbereit sind; allen, die großzügig gespendet und den Kauf von Büchern und anderen Materialien ermöglicht haben und natürlich unserem Herrn, der „der Waisen und Witwen Recht schafft und den Fremdling lieb hat“ (5. Mose 10,18).
IB